Zu wenige Pflegekräfte pflegen zu viele Pflegebedürftige, und der Bedarf wächst immer weiter. Haben wir in unserer Region heute schon einen Pflegenotstand? Welche Chancen bietet die Pflege? Um diese und andere Fragen ging es in dem Fachgespräch, zu dem ich Vertreter von örtlichen Senioren- und Pflegeeinrichtungen und der Pflegeausbildung in die wählBar eingeladen habe. Rund 20 Teilnehmer waren am Montag, dem 19. Juli gekommen, um diese Fragen zu diskutieren.

Zu der Veranstaltung durfte ich als besonderen Gast Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers in der wählBar begrüßen. Auch unser Landtagsabgeordneter Jörg Hillmer nahm teil, um die landespolitischen Rahmenbedingungen für den Bereich Pflege zu erörtern. Als Fachmann für die Pflegeausbildung stand Dieter Ruschenbusch (DAA) den Teilnehmern Rede und Antwort.

Trotz zuletzt gestiegener Löhne gibt es viele unbesetzte Stellen in der Pflege. Dabei wird der Bedarf immer größer: Die Menschen werden älter und damit häufiger und länger pflegebedürftig – gerade in unserer Region ist der Anteil älterer Menschen besonders hoch. Die Babyboomer-Generation geht in Rente, und es gibt zu wenig Pflegekräftenachwuchs, um die entstehende Lücke zu füllen. Die ohnehin hohe Arbeitsbelastung ist zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie sogar noch gestiegen.

Gleichzeitig ist die Pflege aber auch einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in der Region, der viele Arbeitsplätze schafft. Ich mache mich deshalb dafür stark, dass der Bereich gezielt von der Politik unterstützt wird. Das muss auf allen Ebenen passieren. Jörg Hillmer und ich sind uns einig: Als Kommunen müssen wir uns eher heute als morgen mit dem Thema Pflege befassen und Stadt und Region so attraktiv machen, dass Fachkräfte hier bei uns nicht nur den Pflegeberuf ergreifen, sondern auch langfristig bleiben.

Minister Hilbers sprach sich in seiner Rede klar dafür aus, “bei der Pflege zuallererst vom Menschen her zu denken, bei den zu Pflegenden als auch bei den Pflegekräften.“ Hilbers, Landes- und Kommunalpolitiker, war auch Sprecher der Enquetekommission Demografischer Wandel im Niedersächsischen Landtag und früher Verwaltungsleiter der Lebenshilfe Nordhorn GmbH. Er hob hervor: „Wir müssen gut über Pflege reden und dem Beruf damit von vornherein Anerkennung zukommen lassen. Wir brauchen gute Angebote und Arbeitsbedingungen, vernünftige Bezahlung, ausreichend Einrichtungen und einen Wettbewerb, bei dem es um die Gestaltung und verschiedene Modelle der Pflege geht.“

Dass Abwerbungen ein Problem sind, gab Dieter Ruschenbusch in seinem Impulsvortrag zu erkennen. Über die Deutsche Angestellten Akademie mit der dortigen Berufsfachschule für Altenpflege für Aus- und Weiterbildung in Uelzen arbeitet er mit dem Verein Pflegeregion Uelzen, der sich um die Anwerbung von Berufsinteressierten auch aus anderen Ländern kümmert, und dem Pflegenetzwerk Uelzen zusammen.

Ich habe dem Fachpublikum die Frage gestellt, welche Unterstützung Land und Kommunen leisten können, um den Pflegeprofis optimale Rahmenbedingungen bei der Erfüllung ihrer wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe zu ermöglichen. Viele Punkte wurden genannt: Abbau bürokratischer Hemmnisse, z.B. bei der Terminvergabe im Bürgeramt oder bei der Vergabe von Parkscheinen für die ambulanten Pflegedienste. Gezielteres Zusammenwirken von Behördenseiten, auch mit Botschaften in Visa-Angelegenheiten, bei der Fachkräftegewinnung aus dem Ausland. Azubi-Kampagnen, die bereits in den Schulen ansetzen, um jungen Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern. Und zum Berufsalltag: Hier sei durch die Digitalisierung der Dokumentation schon ein einfacheres Arbeiten möglich, das mit dem Breitbandausbau und einer notwendigen Klärung von Datenschutz und Transparenz aber noch effektiver gestaltet werden könne. Die anschließende Diskussion wurde vom JU-Kreisvorsitzenden Jon Matz moderiert.

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